Zu viel Fett, Zucker und Alkohol – nach den Sünden der letzten Monate nehmen sich viele vor zu fasten. Doch hilft das wirklich beim Entschlacken? Und kann man mit Fasten abnehmen? LOOX zeigt, was die kleine Auszeit wirklich bewirkt und welche Gefahren das Fasten birgt.


GESTERN NOCH
Currywurst von der Frittenbude oder eine Riesenportion Grünkohl mit Kasseler und Speck, dazu ein oder zwei große Bier. Schließlich war Winter, dazu vielerorts die Karnevalsaison in vollem Gange. Das gibt es ab sofort alles nicht mehr. Ab jetzt dominieren Wasser, Tee, Fruchtsaſt oder Gemüsebrühe den Speiseplan.
Das Fasten hat eine alte Tradition. Ursprünglich wurde aus religiösen Gründen gefastet – um die Seele zu reinigen und sich auf sich selbst zurückzubesinnen. „In der modernen Zeit ist es eine Variante, um den Körper zu entgiſten und neue Kräſte zu erhalten. Dabei ist auch das bewusste Erleben des Körpers und durch den Verzicht die Besinnung auf das Wesentliche wichtig“, so der Buchautor und LOOX-Experte Ralf Moll. Freiwillig verordnet sich der Fastende unter Nahrungsentzug über einen begrenzten Zeitraum.
Jeder, der fastet, kann dies auf seine eigene Art und Weise machen. Der eine verzichtet auf Alkohol und Süßigkeiten, der andere komplett auf feste Nahrung.


MYTHOS ENTSCHLACKUNG?
Entgiſtung und Entschlackung sind Begriffe, die man im Zusammenhang mit Fasten oſt hört. Nach dem langen Winter und dem üppigen Essen soll sich der Körper einer Grundreinigung unterziehen. Aber gibt es überhaupt Giſte und Schlacken im Körper? Der Begriff „Schlacken“ ist nach der Deutschen Gesellschaſt für Ernährung wissenschaſtlich kaum haltbar: Normalerweise werden Stoffe, die nicht verwertet werden, bei vernünſtiger Flüssigkeitszufuhr durch den Darm und die Nieren ausgeschieden. Auch Fastenexperte Ralf Moll stimmt dem zu: „Der Begriff Schlacken klingt eher unglücklich. Es sind vielmehr Stoffwechselsäuren oder saure Salze, die sich im Bindegewebe ablagern können. Durch das Fasten kann man entgiſten und diese Säuren aus dem Gewebe mobilisieren. So werden Teerreste beim Raucher, Medikamente oder überflüssiges Cholesterin ausgeschieden. Der Körper entsäuert, es gelangt reichlich Sauerstoff in die Zellen, und man tankt neue Energie.“ Grund
sätzlich wichtig: Man sollte während des Fastens reichlich trinken. Etwa drei Liter Flüssigkeit müssen es sein, damit die reinigende Wirkung des Fastens auch eintreten kann.



DER KÖRPER STELLT SICH UM
Die meisten Kuren dauern zwischen sieben und
14 Tagen und beginnen in der Regel mit einem Entlastungstag und einer Darmreinigung. Am Ende wird das Fasten mit einer Aufbauphase beendet, damit sich der Körper wieder langsam an feste Nahrung gewöhnt.
In der Fastenzeit bekommt der Körper weniger Nahrung, als er zur Erhaltung der Stoffwechselvorgänge und Gesunderhaltung benötigt. So greiſt er auf die körpereigenen Speicher zurück. In den ersten 24 Stunden verbraucht er den Blutzucker und die Kohlenhydratspeicher in der Leber und den Muskeln. Das Gehirn benötigt die meiste Energie in Form von Kohlenhydraten.


Kommen diese dann nur noch spärlich, reagieren wir oſt empfindlich, zum Beispiel mit Kopfschmerzen. Sind die Kohlenhydratreserven aufgebraucht, wird die benötigte Energie aus dem Eiweiß der Muskeln gewonnen. Dabei geht wichtige Muskelmasse verloren. Das Gehirn kann anstelle von Kohlenhydraten auch Ketonkörper verwenden. Sie werden im Hungerstoffwechsel vermehrt produziert. Durch sie kann während des Fastens ein unangenehmer, nach Azeton duſtender Mundgeruch entstehen. Nach zwei bis drei Tagen greiſt der Körper für die Energiegewinnung schließlich auf die Fettreserven zurück. Während viele zu Beginn des Fastens noch über Schwindel, Frieren und Müdigkeit klagen, kann sich nun eine regelrechte Fasten-Euphorie einstellen, man ist glücklich und fühlt sich wohl. Grund dafür: Durch das Fasten versetzen wir den Körper in Stress. Dabei erhöht sich der Adrenalin- und Serotoninspiegel.

FASTEN – FÜR FAST JEDEN

Ralf Moll berichtet: „Für Gesunde ist das Fasten toll: Ist man müde, gestresst und leidet an Darmproblemen sowie Kopfschmerzen, können die Energiereserven durch eine Sieben-Tage-Kur neu aufgetankt werden. Man fühlt sich fitter und entspannter.“
Auch für Erkrankte kann das Fasten hilfreich sein. „Neueste Forschungsergebnisse von Valter Longo von der Universität von Süd-Kalifornien zeigen, dass das Fasten vor der Chemotherapie sich günstig auf den Genesungsverlauf auswirken kann“, berichtet Moll. „Auch Rheumatiker können von einer Fastenkur profitieren, da die Entzündungsstoffe ausgeschieden werden. So sind sie schmerzfreier und können sich besser bewegen“, so Moll weiter. Allerdings kann das Fasten keine Therapie ersetzen, sondern nur begleiten. Wer erkrankt ist, sollte unter ärztlicher Aufsicht fasten, denn es kann beim Fasten zu Nebenwirkungen kommen. Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel und Kreislaufprobleme sind mögliche Folgen. Fasten beeinflusst die Wirkung von Medikamenten und sollte gerade bei Menschen mit psychischen Problemen oder einer Essstörung gemieden werden. Ralf Moll betont: „Auch für Kinder, Schwangere und Stillende ist eine Fastenkur nicht geeignet, da es an wichtigen Nährstoffen fehlen kann.“



FASTEN FÜR DIE TRAUMFIGUR?
Ralf Moll weiß: „Pro Tag kann man mit Fasten durch die geringe Kalorienzufuhr 300 bis 500 Gramm an Körpergewicht abnehmen. In sieben Tagen können da schon drei bis drei - ein halb Kilogramm zusammenkommen. Also taugt Fasten auch zum Abnehmen? Jein. Normalerweise fährt der Körper beim Fasten den Stoffwechsel dramatisch herunter. Wenn man nach dem Fasten beim Essen also wieder ordentlich zuschlägt, wird der Zeiger auf der Waae schnell nach oben schießen. Dem entgegenwirken kann regelmäßige Bewegung auch während des Fastens. Fasten-wandern ist zum Beispiel ideal. Außerdem helfen Bewegung und leichter Sport dabei, dass der Körper während des Fastens kaum Muskelmasse verliert. LOOX-Experte Moll betont: „Wer ständig Diäten macht, wird dadurch immer dicker, weil sich dabei der Stoffwechsel dauerhaſt senkt. Beim Fasten mit Bewegung bleibt der Stoffwechsel aktiver.“ Ein weiterer positiver Effekt des Fastens auf eine gewünschte Gewichtsreduktion: Die schnelle Gewichtsabnahme beim Fasten kann motivieren und der Beginn für ein bewussteres Leben und Essverhalten sein.



EXPERTEN-TIPPS RUND UMS FASTEN
Am besten mit einem typgerechten Programm fasten und nicht nebenher und unbedarft fasten.
3 Liter Flüssigkeit am Tag sind ein Muss.
Um sich voll auf den Körper zu konzentrieren, am besten während des Fastens Urlaub einplanen.
Durchhalten ist angesagt: Denn die ersten zwei Tage sind die schwierigsten. Ab dem dritten Tag stellt der Körper um, und man hat mehr Power.
Wer sich ein Ziel notiert, was erreicht werden soll, hat mehr Motivation beim Durchhalten.
Wer nicht fasten kann oder möchte, kann für einige Zeit auf Süßigkeiten, Alkohol, Fleisch, Kaffee, Nikotin oder soziale Netzwerke verzichten. Auch das schenkt ein bewussteres Leben.
Auch ein Fastentag in der Woche kann einen positiven Effekt auf Körper und Geist haben.

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