Verschiedene Typen entschlacken im Fastenzentrum Bergfelden individuell / Vital zurück in den Alltag

Wer sein Auto pflegt und lange damit fahren möchte, der bringt es regelmäßig zum großen Kundendienst in die Werkstatt. Das Fastenwanderzentrum in Bergfelden
bietet solch einen Service auch für den Körper an.
Im Anwesen an der Birkhalde herrscht rege Betriebsamkeit.
Die Mittagspause ist vorüber und die Gäste bereiten sich auf ihr Nachmittagsprogramm vor. Während die einen sich im Bademantel auf zum Schwimmbad oder in die Sauna machen, schlendern die anderen gemütlich in Jogginghosen zur Massage. Bei diesem trüben Wetter ist alles Balsam für die Seele. Und genau darum geht es, den Körper und den Geist in Einklang zu bringen. »Unsere Hauptzielgruppe sind gesunde Menschen zwischen 40 und 60 Jahren.« Ralf Moll, Zentrumleiter und studierter Ernährungswissenschaftler, sitzt selbst mit einem Glas Saft beim Interview. In der letzten Woche vor seinem eigenen Urlaub fastet er jedes Jahr selbst. Noch steht zwar die Tasse Kaffee daneben, doch er fängt ja auch erst langsam an.
Gesund ist natürlich ein relativer Begriff. Das eine oder andere Zipperlein haben seine Gäste manchmal schon. Darauf gehen Moll und sein Team gezielt ein.
Er teilt die Frauen und Männer in Typen ein. Da gibt es den Kältetyp, der schon auch mal Verdauungsprobleme hat, eher blass ist und kalte Füße und Hände hat. Diese Menschen, erklärt Moll, brauchen zum Fasten Wärme – sprich sie bekommen Suppen. Die eher sportlichen Typen, die sich viel bewegen und einen
entsprechend muskulösen Körperbau haben, werden eine Woche lang mit frischen Früchten versorgt. Diejenigen, die ein wenig zu Übergewicht neigen, ansonsten aber vital sind, bekommen regelmäßig frisch gepressten Saft. »Dieses Typfasten ist einzigartig in Deutschland«, weiß Ralf Moll, denn er hat es entwickelt.
Zwar gab es derartige Unterteilungen bei Diäten, nicht aber beim Fasten.
Von Diäten hält der Ernährungswissenschaftler übrigens nicht viel. Sein Bestreben ist es vielmehr, den Körper zu entsäuern und zu entschlacken. Dann kehre die Vitalität und die Energie zurück und seine Gäste seien wieder gewappnet für den Alltag. Kombiniert wird das Ganze mit ausgedehnten Wandertouren. Drei Stunden täglich wird unter der Führung von ortskundigen Wanderführern, wie etwa Altbürgermeister Vosseler, gelaufen. Das rege den Stoffwechsel an und erhalte die Muskeln. Nur Muskeln verbrennen Fett, und nur mit verbranntem Fett kann der Körper Schadstoffe nach draußen transportieren.
Dicke Menschen gibt es im Fastenzentrum nicht. Wer hierher kommt, will nicht abnehmen. Obwohl, räumt Moll ein, welche Frau sei nicht glücklich, wenn als kleiner Nebeneffekt auch zwei, drei Kilos gepurzelt sind. Überhaupt sind 70 Prozent seiner Kundschaft Frauen. Mehr als die Hälfte kommt regelmäßig wieder. Bei den Männern dauere es zwar etwas, bis sie den Weg in sein Zentrum gefunden hätten, oft auch mal von der Partnerin überredet. Doch waren sie einmal da, und darauf ist Ralf Moll stolz, kommen sie immer wieder und zwar zu 100 Prozent.
Die letzte Fastenwoche des Jahres ist inzwischen zu Ende.
Vor Weihnachten, so weiß Moll aus Erfahrung, haben die Menschen keine Zeit. Er nutzt nun die freien Tage, um seinen Versandhandel zu betreiben. Spezielle Öle, Gemüsebrühe, Nahrungsergänzungsmittel oder aber seine Bücher, zwölf Stück hat er inzwischen geschrieben, finden ihren Weg von Bergfelden in die Welt.
Und kurz vor Jahresende wollte auch ein Fernsehteam betreut sein: Eine von Molls Kundinnen wurde eine Woche lang vom SWR begleitet. Myriam Bartholemy litt an einer seltenen rheumatischen Erkrankung und wurde vor zehn Jahren mit vielen Medikamenten und der Diagnose, mit 45 im Rollstuhl zu sitzen, von der Schulmedizin entlassen.
Durch Zufall hörte sie von Ralf Moll, begann bei ihm zu fasten und bekam so ihre Krankheit in den Griff. Heute betreibt die 44-Jährige ein Lokal auf den Kanaren. »Ich hab einen Zwölf-Stunden-Tag und fühle mich rundum fit.« Der Fernsehbeitrag läuft am 27. Februar im SWR um 20 Uhr in der Sendung »betrifft«. Auf La Palma wird sie Ralf Moll denn auch bald wieder sehen. Denn im Januar und Februar zieht es den Fastenleiter und sein Team ins Warme, da bietet er seine Kurse auf der Kanareninsel an.


WEITERE INFORMATIONEN:
www.typfasten.de