Die Wurzel: Lieber Ralf, wie lange begleitet Dich das Fasten schon?

Schwarzwald-Klinik

Ralf Moll: Ich habe 1992 zum ersten Mal in der Schwarzwald-Klinik gefastet. Im Rahmen meiner Diplomarbeit führte ich dort ein Praktikum durch und habe das Fasten als Therapie bei allergischen Erkrankungen kennengelernt. Selbst faste ich seitdem zweimal jährlich. Fasten bringt mentale und körperliche Frische.

Die Wurzel: Wann wurde Dir klar, Dich beruflich in Richtung Heilfasten zu orientieren?

Ralf Moll: Nach dem Abitur habe ich Ernährungswissenschaften in Mönchengladbach studiert und bin seither Diplom-Oecotrophologe. Schon während des Studiums habe ich mich mit dem Thema Immunsystem und Ernährung auseinandergesetzt. Meine Diplomarbeit „Vollwertige vegane Rohkost als Ernährungstherapie bei Allergikern“ wurde damals mit dem Senatspreis ausgezeichnet. Nach diesem Studium war mir klar, damit möchte ich arbeiten und bin so in die Schwarzwald-Klinik nach Villingen-Schwenningen gekommen.

Die Wurzel: Wie viele Menschen hast Du bisher in etwa beim Fastenprozess begleitet?

Ralf Moll: Wir führen in unserem Fastenwanderzentrum ganzjährige Fastenseminare durch. Jeden Monat begleiten wir ca. 80 Faster, also ca. 1.000 Faster im Jahr seit 1996.

Die Wurzel: Welche gesundheitlichen Erfolge hast Du während Deiner Laufbahn als Fastenleiter bei Deinen Kursteilnehmern miterleben dürfen?

Ralf Moll: Die Berichte sind sehr vielfältig und beeindrucken auch mich nach Jahren noch. Doch zwei besondere Beispiele möchte ich Dir nennen:

Starkes Rheuma verschwunden

Eine Fasterin erkrankte schon in jungen Jahren an starkem Rheuma (Morbus Gill), das ihr starke Schmerzen bescherte. Und die Ärzte prophezeiten ihr, dass sie schon bald im Rollstuhl säße. Doch mit den Jahren des regelmäßigen Fastens konnte sie die Medikamente langsam ausschleichen und ist nun sogar komplett beschwerdefrei.
 

Von Lymphdrüsenkrebs befreit

Das zweite Beispiel betrifft eine Frau, die an Morbus Hodgkin (Lymphdrüsenkrebs) erkrankte. Durch die Kombination Fasten und Chemotherapie ging es ihr ungleich besser als zuvor. Auch sie ist heute beschwerdefrei.

Die Wurzel: Welche Dauer der Fastenzeit hältst Du in der Regel für angemessen?

Ralf Moll: Das kommt ganz darauf an. Um rein gesundheitspräventiv zu fasten, ist eine Woche völlig ausreichend. Viel wichtiger ist, dies am besten jährlich zu wiederholen. Wenn Menschen mit den Gelenken Probleme haben, empfehle ich eine zwei- oder dreiwöchige Fastenzeit. Die Gelenke haben einen langsameren Stoffwechsel und es dauert, bis das Fasten auch dort ankommt. Oder aber, man fastet eine Woche und baut danach ganz achtsam auf.

Die Wurzel: Du hast oben erwähnt, dass Du in der Schwarzwald-Klinik beschäftigt warst. Welche Aufgabenbereiche umfasste die Tätigkeit damals?

Ralf Moll: Ich war dort verantwortlicher Leiter des Bereiches Ernährungs- und Fastentherapie.
 

Fasten bei Krebs

Die Wurzel: Wie lange konnte dort bei schweren chronischen Krankheiten, wie etwa Krebs, unter medizinischer Aufsicht gefastet werden?

Ralf Moll: Die längste Zeit bei chronischen Erkrankungen wie z.B. Krebs waren 40 Tage. Ein Faster mit Schilddrüsenkarzinom führte das Breuss-Fasten mit großem Erfolg durch, aber allgemein und nicht in der Schwarzwald-Klinik. Grundsätzlich waren die längsten Fastenzeiten in der Schwarzwald-Klinik aber 3 Wochen.

Die Wurzel: Wie hoch war die Genesungsquote bei chronischen Krankheiten in der Schwarzwald-Klinik?

Ralf Moll: Es gibt durch die Entgiftung des Stoffwechsels immer eine Verbesserung der Haut bis hin zur Symptomfreiheit. Wichtig ist natürlich, den neuen Lebensstil anzunehmen. Es gab nur wenige, bei denen die Therapie überhaupt keinen Nutzen brachte.

Die Wurzel: Hast Du in der SchwarzwaldKlinik bis zu ihrer Schließung gearbeitet? Wie hast Du Dich danach beruflich neu orientiert?

Fastenzentrum in Sulz am Neckar

Ralf Moll: Ich habe bis 1995 in der Schwarzwald-Klinik gearbeitet. Mein eigenes Fastenzentrum habe ich 1996 in Sulz am Neckar gegründet. Seit 1998 führen wir auch auf La Palma und in der Toskana Fastenwandern durch.

Die Wurzel: Es gibt viele Fastenvarianten. Hast Du Dich auf eine spezialisiert?
 

Fasten gemäß der Konstitution

Ralf Moll: Nun ja, durch meine Arbeit mit Patienten in der Schwarzwald-Klinik ist mir aufgefallen, dass nicht jeder gleich gut mit dem Fasten zurechtkommt. Vor allem für die Kältetypen, die permanent frieren, war es oft eine beschwerliche Zeit. So kam mir bei einer Patientin, die sich sehr quälte, die Idee, ihr eine heiße Suppe zu geben. Und siehe da, sie blühte förmlich auf und der gesundheitliche Effekt war genauso vorhanden. So habe ich vor 20 Jahren das Typfasten entwickelt. Je nach Konstitution, also Statur, Wärmehaushalt, Verdauungsleistung lässt sich sagen, wie man für sich optimal fasten kann:
 

Der Kältetyp (Vata)

Die Kältetypen haben zudem oft eine schwache Verdauung, das Verdauungsfeuer fehlt. Sie bekommen dreimal am Tag heiße Suppe mit etwas mehr Konsistenz.
 

Der Hitzetyp (Pitta)

Die Hitzetypen, die oft sehr dynamisch und aktiv sind, vertragen kühlende, wasser- und enzymreiche Früchte am besten und kommen so auf ihre Kosten.
 

Der träge Typ (Kapha)

Und derjenige, der einen ganz trägen Stoffwechsel hat und ständig mit dem Gewicht kämpft, begnügt sich mit Saft und Brühe. In den vergangenen 20 Jahren hat sich gezeigt, dass die Menschen froh sind, diese Möglichkeit zu haben und genießen die Fastenwoche dadurch ganz anders.