La Palma! Die Spanier nennen sie auch La Isla Bonita – die schöne Insel. Ich weiß nicht, was mich mehr begeistert: die unglaublich abwechslungsreiche Landschaft oder das wunderbare Essen.
Doch bei diesem Besuch ist alles anders: Ich bin hier zum Fastenwandern

Die kleinen Teufel des Alltags schaffen es irgendwie immer wieder, Zipperlein wie Müdigkeit, Muskel- verspannungen oder Gelenk- und Kopfschmerzen in mein Leben einzuschleusen.
Ablesbar ist das an scheußlichen Blutwerten oder schlechten Kreatininwerten der Niere. Und genau davon will ich mich erholen. Ich will neue Energie auf körperlicher und geistiger Ebene tanken und meine Akkus wieder aufladen. Und ich weiß auch schon wo: auf La Palma, bei 10 Tagen Fastenwandern mit Ralf Moll. „Wer mit gesundheitlichen Problemen kämpft, sollte erstmal 28 Tage fasten. Denn nach 28 Tagen haben si ch die Körper- zellen einmal komplett erneuert. Und damit sind viele Leiden wie weggeblasen oder die Beschwerden deutlich kleiner,“ sagt Ralf Moll, und er muss es wissen. Als Ökotrophologe arbeitete er lange in einer Fachklinik für Stoffwechselerkrankun- gen, bevor er sich mit seiner Frau Eva selbstständig machte und das Typfasten entwickelte, das er in Fastenzentren im Schwarzwald, auf La Palma und in der Toscana anbietet.
 

TYPFASTEN – GANZ INDIVIDUELL

Was mich für sein Konzept des Typfastens eingenommen hat: Die Fastenkur verläuft nicht nach festem Schema, son- dern individuell auf meinen Typ abgestimmt. Wer sich mit Ayurveda ein wenig auskennt, wird Parallelen feststellen, denn das Typfasten stützt sich auf die Ideen der indischen Lehre vom langen Leben. Je nachdem, wie aktiv mein Stoff- wechsel ist, kann ich Saft-, Suppen- oder Früchtefasten wäh- len. Um herauszufinden, welche Form des Fastens am besten zu mir passt, mach ich online einen Fastentest. Er stellt Fragen zum Körperbau, zum Ge-müt sowie zu Verdauung, Biorhythmus und meinem Schlaf. Insgesamt klicke ich mich durch elf Fragen. Das Ergebnis: Ich bin der Suppentyp. Suppenfasten eignet sich besonders für Erstfaster, aber auch für Personen, die leicht frieren. Ideal für mich Frostbeule.

Und La Palma als Ort zum Fasten erscheint mir genau richtig – ist es doch eine Sonneninsel. Wir kommen am frühen Nachmittag in La Palma an und wer- den herzlich vom Team und einer frischen Brokkolisuppe für mich sowie einem wunderschön dekorierten Obstteller für meinen Partner begrüßt. Highlight auf seinem Teller ist die Cherimoya (Zimt- oder auch Zuckerapfel). Die weiße Frucht schmeckt wie Birne mit einem Hauch Mango. Sehr lecker.
 

FASTENRITUALE

Am nächsten Tag geht es dann richtig los – inklusive aller Fas- tenrituale: Zuerst der Einlauf mit lauwarmem Wasser. Dann den ganzen Körper abbürsten. Jetzt Zunge schaben. Und schließlich Ölziehen. Ralf schmunzelt: „Wenn du rund 1,5 Liter in deinen Darm hast einlaufen lassen, dann könntest du jetzt im Uhrzeigersinn deinen Bauch massieren.

Der Profi legt sich gern auch nochmal aufs Bett und macht eine Kerze, sodass das Wasser richtig tief bis zum Dünndarm durchläuft. Andere setzen sich gechillt auf den Boden und schreiben noch eine Whatsapp-Nachricht, bevor sie das Wasser und den einen oder anderen Unrat, der in den Darmzoten klebt, wieder ausscheiden.“ Nun ja, soll ich ehrlich sein? Ich habe die Woche über fleißig geübt, aber bei mir blieb der Einlauf eine schnelle Feuerwehrübung. Immerhin: Die berüchtigten Fastenkopfschmerzen hat der Einlauf verhindert. Das zweite Aha-Erlebnis bereitet mir das Ölziehen. Dazu nimmt man einen kräftigen Schluck Sesam- oder Sonnenblumenöl und zieht ihn 3 bis 5 Minuten lang zwischen den Zäh- nen hindurch. Anschließend wird das Öl ausgespuckt. Das fordert die Kiefermuskulatur und wenn Sie diese drei Minu- ten lang Höchstleistungen vollbringen lassen, können Sie am nächsten Tag garantiert mit Muskelkater im Kiefergelenk rechnen.

Ein echtes Erlebnis! Aber wer regelmäßig Ölziehen praktiziert, kann – so meine Erfahrung – Kopfschmerzen, die durch Verspannungen im Nacken entstehen, vorbeugen.
 

VIELFALT DER FRÜCHTE

Beim Frühstück treffe ich die Fastengruppe. Die Früchte- faster werden mit einem wunderhübsch dekorierten Obstteller gesättigt. Früchtefasten auf La Palma ist wirklich ein Geheimtipp: Alle Früchte wachsen auf der Insel und schmecken unvergleichlich. Sie kommen frisch vom Baum und sind voll ausgereift. Früchtefasten eignet sich optimal für Personen mit einem sportlichen, muskulösen Körperbau und Men- schen mit einer flotten und aktiven Verdauung. Wir Suppenfaster wählen zwischen einer süßen Bananen- Hafersuppe und einer kräftigen, herzhaften Hafersuppe auf Basis einer Gemüsebrühe. Gut gewärmt und gestärkt geht es dann los zu unserer ersten Wanderung: El Pinar. Wir spazieren gemütlich durch einen wunderschönen Pinienwald, immer leicht bergauf, bergab bis zu einer grandiosen Steilküste, an der wir gemütlich picknicken. Ralf verwöhnt uns mit einem selbst gepressten Smoothie aus Gurke, Apfel, Orange und Banane. Dazu gibt es für jeden eine Banane. Und auch wenn ich es nicht glauben mag, die Mahlzeit ist tatsächlich ausreichend: trotz anständigem Kalorienverbrauch beim
Wandern kein Hunger.